Elektroautos laden - so klappt es im Fuhrpark

Der Trend spricht für die Elektromobilität. Viele Firmen ersetzen sukzessive die Verbrenner Fahrzeuge in Ihrer Flotte durch Elektrofahrzeuge. Dabei gilt es, sich auf einige Besonderheiten einzustellen. Wir haben mit dem Fuhrpark Experten Andreas Egger über die Reichweite und das Laden von Elektrofahrzeugen gesprochen.

Elektrofahrzeuge im Fuhrpark: Reichweite und Laden
Andreas Egger, Regionalleiter Österreich, community4you AG

Man muss sich immer klar machen, worüber wir da reden. Die tägliche Realität für Millionen Autofahrer ist doch nicht Hamburg-Mailand, sondern Wohnung-Büro. Deutsche Autofahrer fahren im Durchschnitt 12.000 km bis 14.000 km pro Jahr. Das sind rechnerisch keine 250 km pro Woche. Dem gegenüber steht das aktuelle Fahrzeugangebot: Die Topmodelle, die 2022 auf den Markt gekommen sind, erreichen laut WLTP-Norm über 600 km, teilweise sogar über 700 km Reichweite. Aber selbst die aktuellen Mittelklasse Elektroautos erreichen Reichweiten um die 400 km. Damit würde es für die allermeisten Menschen vollkommen ausreichen, einmal pro Woche aufzuladen. Das klingt für mich erstmal nicht nach einem Problem. Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen. Dass extreme Vielfahrer die Reichweite und vor allem die Ladegeschwindigkeit im Vergleich zum Tanken beim Verbrenner kritischer sehen, ist nachvollziehbar.

Auch das würde ich so pauschal nicht sagen. Das Charmante am Elektroauto ist doch: Strom gibt es überall – nicht, wie Benzin oder Diesel, nur an der Tankstelle. Das eröffnet Ihnen rein theoretisch auch die Möglichkeit, bei jeder Gelegenheit ein bisschen nachzuladen. Zu Hause, auf Arbeit, beim Einkaufen – an vielen Orten, wo das Fahrzeug geparkt wird, gibt es bereits Lademöglichkeiten. Und es werden immer mehr.

Natürlich spielt Ladegeschwindigkeit auch eine Rolle. Manchmal soll schnell viel Reichweite wieder ins Auto rein. Die Aufladung von 10% Restreichweite auf 80% Akku Ladestand dauert – je nach Akkutemperatur und Außentemperatur – am Schnelllader zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunde. Für den Dienstwagennutzer, der nur einmal im Jahr eine längere Strecke fährt, wenn er privat mit der Familie in den Urlaub fährt, lässt sich das bereits in eine ganz normale Mittagspause integrieren.

Für den Außendienstler, der hunderte Kilometer am Tag fährt, klingen die Ladezeiten im ersten Moment sicher nach viel Zeit. Besonders, wenn Sie dann vielleicht täglich sogar zweimal an einer Ladesäule hängen. Aber auch das wird sich schnell relativieren. Die Reichweite der Fahrzeuge, ihre Ladeleistung aber auch die Kapazitäten im öffentlichen Lade-Netz werden ja stetig weiterentwickelt. Heute kann man 100 Kilometer Reichweite teilweise schon in 5 Minuten nachladen. Ich fahre selbst oft sehr lange Strecken mit dem Elektroauto und finde das absolut praktikabel.

Für den täglichen Weg von der Wohnung ins Büro sind die aktuellen Elektroauto Modelle mehr als ausreichend. Aber ein paar Rahmenbedingungen wollen schon trotzdem bedacht sein: Die öffentliche Ladeinfrastruktur ist noch nicht überall gut ausgebaut – zum Beispiel im ländlichen Raum. Deswegen sollten Sie am besten an der heimischen Wallbox oder wenigstens auf Arbeit eine Lademöglichkeit zur Verfügung haben. Das sind die Orte mit den längsten Standzeiten.

In großen Städten und Ballungsräumen, wo die Elektroauto-Dichte schon höher ist, ist auch die öffentliche Ladeinfrastruktur oft schon recht gut. Dort mag es sogar reichen, wenn das Elektroauto nur an öffentlichen Ladesäulen lädt. Als Flottenmanager würde ich mir das aber dreimal überlegen – schließlich sollen Sie die Mobilität der Mitarbeiter sicherstellen. Für öffentliche Infrastruktur können Sie keine Garantie übernehmen. Und es spricht ja wirklich vieles für eine heimische Wallbox – in Deutschland kann der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern nicht nur steuerfrei eine Ladevorrichtung überlassen, sondern auch die tatsächlichen Ladekosten als steuerfreien Auslagenersatz erstatten. Teilweise gibt es in einzelnen Bundesländern sogar noch Fördergelder für die Installation von Wallboxen. In Österreich ist seit diesem Jahr der Sachbezug für das Laden daheim gefallen. Es gibt einige Steuervorteile – für Unternehmen und Fahrer.

Aber zurück zum Laden daheim. Wenn die Fahrer mit mehreren Parteien in einem Haus zur Miete wohnen, ist die Installation einer Wallbox oft schon schwieriger. Dann bleibt manchmal nur die Option, Elektrofahrzeuge auf dem Firmengelände zu laden. Fuhrparks, die Elektrofahrzeuge nicht nur zur Mitarbeitermotivation einsetzen, sondern in ihren Geschäftsprozessen intensiver nutzen wollen – also z.B. Lieferfahrzeuge – sollten sowieso immer eine ausreichende Ladeinfrastruktur auf dem Firmengelände aufbauen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Fahrzeuge über Nacht vollgeladen werden können und zum Arbeitsbeginn optimal einsatzfähig sind. Die österreichische Post ist ein Paradebeispiel dafür, wie dieser Prozess gelingen kann.

Mit den Elektrofahrzeugen ändert sich einiges im Fuhrpark. Nicht nur für den Fuhrparkmanager, sondern auch für die Fahrer. Gerade in der Umstellungsphase sollten Fuhrparkmanager genau hingucken, wie die Fahrer mit der neuen Technik zurechtkommen und sie „an die Hand nehmen“.

Überwachen Sie aktuelle Ladestände (State of Charge)! Betreiben Sie in Abstimmung mit den Fahrern eine vorausschauende Ladeplanung – besonders wenn längere Dienstreisen anstehen! Recherchieren Sie und informieren Sie ihre Fahrer! Welche Lademöglichkeiten gibt es entlang der täglichen Routen? Welche Ladeleistung können diese zur Verfügung stellen? Welche Ladesäulen sollten Fahrer wegen der Preise bevorzugt anfahren? Schließlich gibt es eine Vielzahl von Anbietern und jeder hat seine eigene Ladekarte. Fremdkarten werden zwar akzeptiert aber geladen wird dann teilweise zu deutlich höheren Preisen. Wenn bestimmte Routen regelmäßig gefahren werden, lassen sich feste Routinen etablieren.

Wenn Sie vergleichen, wie viel der Strom und wie viel Diesel oder Benzin kosten, dann fahren sie die gleiche Strecke im Elektroauto heute meist günstiger. Aber wo es schon von Tankstelle zu Tankstelle Preisunterschiede gibt, da ist es von Wallbox zu Schnelllader, von Stromanbieter x zu Anbieter y nochmal krasser. Sie können ihr Auto heute in Deutschland kaum günstiger betreiben, als mit dem Strom aus der heimischen Wallbox. Als Privatkunde bekommen Sie die besten Konditionen. Noch günstiger wird es nur, wenn Sie den Strom mit der eigenen Solaranlage produzieren.

Für die Nutzung öffentlicher Ladesäulen gibt es leider keine einheitlichen Tarife. Zwar können Sie an vielen Säulen auch per Kreditkartekarte oder App bezahlen aber nur wer die passende Ladekarte hat, bekommt die besten Konditionen. Nun will aber niemand mit zig Karten durch die Gegend fahren und dann jedes Mal gucken, welche er hier gerade nutzen muss. Besonders, weil ja auch nicht alle Karten kostenlos sind. Es gibt ja auch Flatrates und Vielfahrer-Tarife mit einem monatlichen Grundpreis. Da muss man einen praktikablen Weg finden – am besten man sucht eine Karte gezielt danach aus, welche Anbieter ihre Ladesäulen entlang der täglichen Routen haben. Was ich damit sagen will: Wie man am günstigsten lädt, kann man leider pauschal gar nicht sagen. Das hängt stark vom individuellen Fahrprofil ab. Hier sind die Fuhrparkmanager gefragt, zu analysieren, sich zu informieren und die Fahrer auch entsprechend einzuweisen. Am besten vermitteln Sie den Fahrern mit einem FAQ, wann und wo geladen werden sollte.

Die Lernkurve ist erstmal steil, bis man selbst einen gewissen Erfahrungsschatz aufgebaut hat. Zunächst einmal sollten Fuhrparkmanager konsequent dabei bleiben, was sich beim Verbrenner bewährt hat: Nicht einfach individuell über Fahrzeuge verhandeln, sondern Car Policies festlegen. Die Bestellung von Elektroautos sollte nur erfolgen, wenn die nötigen Voraussetzungen gegeben sind. Sowieso eignen sich auch einige Modelle besser als andere – in Sachen Ausstattung und Preis, Größe und Zuladung, Verfügbarkeit, Ladegeschwindigkeit und Reichweite.

Und dann muss man ja zum Glück nicht alle Erfahrungen selbst machen – externe Anbieter können mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei community4you können wir ein ganzheitliches Paket anbieten: Wissensvermittlung einerseits und die digitalen Tools andererseits. Denn ohne digitale Tools – das muss man so sagen – bekommen sie die Energiebilanzen der Fahrzeuge nicht mehr zusammen. Das ist die andere Seite, wenn wir davon sprechen, dass man überall Strom nachladen kann. Schon deswegen gehören die Elektrifizierung und Digitalisierung der Flotten für mich zwingend zusammen.

Ich möchte den Unternehmen Mut machen, diese Veränderung anzunehmen. Die Digitalisierung des Fuhrparkmanagements mit geeigneter Software spart Zeit, Aufwand und Geld. Mit der comm.fleet Fuhrparkmanagement Software zum Beispiel bieten wir den Unternehmen eine zentrale Plattform für alle Dokumente, Daten und Prozesse im Fuhrpark. Durch die umfassende Vernetzung generieren Sie aussagekräftige Reports vollständig automatisch, Sie Identifizieren Kostentreiber und ermitteln Nutzungsprofile. Diese Einblicke helfen auch dabei, Elektrofahrzeuge optimal einzusetzen und die Elektrifizierung des Fuhrparks zu einem Erfolg zu machen.